The Unforgiven
von Lee Sang-il
2013 • 135 min • OmeU • Splendid Film
mit Ken Watanabe, Akira Emoto, Kōichi Satō, Jun Kunimura, Yūya Yagira
1880, das Japan der frühen Meiji-Zeit. Auf der Nordinsel Hokkaido verstecken sich letzte Anhänger des untergegangenen Shogunats vor den Häschern der neuen Regierung. Jubei Kamata ist ein solches Relikt der alten Zeit. Der einst gefürchtete Samurai lebt mit seinen beiden Kindern zurückgezogen auf einer kleinen Farm. Auf Drängen seiner verstorbenen Frau aus dem Stamm der Ainu, der Ureinwohner Hokkaidos, schwor er einst seiner blutigen Vergangenheit ab. Doch nun, nach dem Besuch seines alten Kampfgefährten Kingo, gerät sein Schwur ins Wanken. In einer kleinen Ortschaft wird eine Prostituierte von zwei Farmarbeitern entstellt. Die Gemeinschaft der Frauen setzt daraufhin ein Kopfgeld auf die Ermordung der Täter aus. Jubei und seine Gefährten versuchen, sich die Belohnung zu sichern, doch der rücksichtslos das Gesetz vertretende Ordnungshüter Ichizo Oishi stellt sich mit allen Mitteln dagegen.
Die Neuverfilmung eines modernen Klassikers wie Eastwoods Unforgiven (1992) erscheint als Wagnis, das zum Scheitern verurteilt ist. Doch Lee Sang-il gelingt dieses Kunststück erstaunlich stilsicher. Die wechselweise Transformation eines Samurai- oder Western-Sujets hat in der Kinogeschichte eine lange Tradition. Man denke an Die Sieben Samurai und Die Glorreichen Sieben oder Yojimbo und Für Eine Handvoll Dollar. Zwar ähnelt die japanische Version Eastwoods düsterem Original in vielerlei Hinsicht, doch gelingt es, dem Stoff genügend neue, originär japanische Seiten abzugewinnen. So schwingen im Hintergrund nicht nur die Konflikte des Untergangs der Kriegerkaste der Samurai mit, sondern auch das Schicksal der vor der Auslöschung stehenden Kultur der Ainu. Nicht zuletzt aufgrund seiner atemberaubenden Landschaftsaufnahmen gewann The Unforgiven 2014 den Japanese Academy Award für die beste Cinematographie (Norimichi Kasamatsu) und Lichtsetzung (Koichi Watanabe). • Marald Milling