Gibt es eine klare Trennlinie zwischen der Welt der Lebenden und der Toten? Für Yuji, einen Kartenprüfer, beginnt diese Grenze zu verschwimmen, als er in seiner Wohnung Besuch von einer Unbekannten erhält. Überrascht von seiner Anwesenheit erzählt ihm Ryoko, dass sie gemeinsam mit ihrem Freund Goto an diesem Ort gelebt hatte. Eigentlich hatte sie sogar erwartet, ihn hier anzutreffen. Als Yuji erneut auf Ryoko trifft, erfährt er, dass Goto längst verstorben ist. Yuji beginnt an der Selbstverständlichkeit seiner Existenz zu zweifeln. Wer bin ich? Wer sieht die Welt durch meine Augen? Kann man das Leben eines Toten führen?
Shingo Ōuchi, Absolvent der Tama Art University, konnte mit seinem auch auf internationalen Filmfestivals gezeigten Abschlussfilm Hito Wa Inai (2005) erste Erfolge erzielen. Im Anschluss arbeitete er als Regieassistent und Regisseur von Werbeclips. Unknown Town ist sein erstes Spielfilmprojekt seit sieben Jahren. Mit niedrigem Budget in kürzester Zeit gedreht, feierte der Film auf dem 27. Tokyo International Film Festival seine Premiere. Vor dem fröstelnden Hintergrund karger Stadtlandschaften, in ruhigen, meditativen Bildern erzählt, ist ihm ein beeindruckendes Porträt von in ihrer Einsamkeit isolierten Großstädtern gelungen. Was hat die eigene Existenz für einen Wert, wenn man das Leben eines Geistes führt? Für Freunde des sinnsuchenden Autoren-Kinos eine absolute Empfehlung! • Marald Milling