JFFH 2006

LIEBE FREUNDE DES JAPANISCHEN KINOS,
das Warten hat ein Ende: Die Sonne scheint, die Kirschbäume blühen, und in drei Hamburger Kinos laufen an fünf Tagen endlich wieder die Filme, auf die Ihr ein ganzes Jahr gewartet habt. Mit dabei sind neue und alte Perlen, edler Genre-Trash und anspruchsvolle Arthouse-Filme, alte Meister und neue Talente. Als Eröffnungsfilm präsentieren wir am Mittwoch, dem 17.5., mit „Linda Linda Linda“ die etwas andere Highschool-Komödie, die schon auf den Festivals von Vancouver und Rotterdam für Begeisterung sorgte. Neben neuen Filmen von Festival-Lieblingen wie Shinya Tsukamoto („Haze“) und Takashi Miike („The Great Yokai War“) präsentieren wir in diesem Jahr außerdem viele Werke von hier zu Lande noch unbekannten Independent-Regisseuren, die es zu entdecken gilt. Einen Schwerpunkt widmen wir in diesem Jahr einem Mann, den wohl jeder Japan-Filmfan schon einmal auf der Leinwand gesehen hat: dem Musiker, Schauspieler, Künstler und neuerdings auch Regisseur Tadanobu Asano.

Die Retrospektive ist ein absolutes Highlight für die Fans des japanischen Schwertkampf-Kinos: Wir zeigen die sechs Filme der berühmten „Lone Wolf and Cub“-Reihe in nagelneuen 35mm-Kopien. Die Geschichte um den Scharfrichter Ogami Itto, der sich durch das Japan der Edo-Zeit metzelt, bildet den formalen und erzählerischen Höhepunkt des Samurai-Genres. Die atemberaubenden Kampfsequenzen wurden mit unendlichem visuellem Einfallsreichtum inszeniert, der Bodycount ist Legende, poetische Landschaftsaufnahmen wechseln mit rasend schnellen Schnittfolgen ab. Dies ist die Schatztruhe, die Quentin Tarantino für „Kill Bill“ geplündert hat.

Wie schon 2003 beschäftigt sich das Festival in diesem Jahr mit Filmen, die in Japan weitgehend tabuisiert sind und trotzdem ein riesiges, nicht nur männliches Publikum finden: „Pink Eiga“ sind Softcore-Erotik-Filme, die extrem billig und schnell produziert werden. Trotz oder gerade wegen ihrer knappen Budgets und Drehpläne bieten sie große künstlerische Freiräume, die eine Reihe heute etablierter Regisseure für ihre ersten formalen Experimente genutzt haben. Neben zwei Dokus, die dieses japanische Phänomen in einen größeren kulturellen Kontext stellen, zeigen wir drei herausragende neue Produktionen dieses Genres.

Außerdem setzen wir unsere nun schon drei Jahre währende Kooperation mit der Osaka University of Arts fort. Sie hat sich dank ihrer ungewöhnlichen Lehrmethoden und der Freiheit, die den Studenten dort bei der Umsetzung ihrer Filmprojekte gewährt wird, zur wichtigsten Talentschmiede für Nachwuchsregisseure in Japan entwickelt. Wir sind stolz darauf, als einziges Festival der Welt regelmäßig eine Auswahl der besten Abschlussfilme dieser Uni präsentieren zu können. Dieses Jahr zeigen wir gleich sechs neue Werke aus Osaka und freuen uns, drei der Regisseure bei uns als Gäste begrüßen zu können.

Das japanische Gesamtkunstwerk Tadanobu Asano
tadanobu_asanoEs gibt keinen herausragenden Regisseur Japans, der nicht schon mit ihm gearbeitet hätte: Tadanobu Asano, neben Takeshi Kitano der derzeit bekannteste Schauspieler Japans. Viele seiner Filme waren auf unserem Festival zu sehen, so etwa Kitanos „Zatoichi“, Yoichi Higachis „My Grandpa“, Shunji Iwais „Swallowtail Butterfly“ und Hirokazu Kore-edas „Maboroshi“. Neben seiner intensiven Arbeit als Darsteller findet Asano immer wieder Zeit für andere Projekte und ist in Japan ein bekannter Musiker, Künstler und jetzt auch Regisseur. Asanos Neugier auf außergewöhnliche Rollen und formale Experimente führten ihn in den letzten Jahren immer häufiger über die Grenzen Japans hinaus. Gemeinsam mit dem thailändischen Regisseur Pen-ek Ratanaruang und dem international renommierten Kameramann Christopher Doyle entstanden die Filme „Last Life in the Universe“ und „Invisible Waves“. Außerdem zeigen wir Asanos erste Regiearbeit „Tori“ und die Dokumentation „Sorano“, die die Entstehung von „Tori“ begleitet und in der viele von Asanos Freunden und künstlerischen Weggefährten zu Wort kommen.

Kozure Ookami
lonewolfNeben dem blinden Zatoichi ist der Scharfrichter Ogami Itto die bekannteste Figur des chanbara, der japanischen Schwertkampf-Filme. Die Geschichte beruht auf einer Manga-Serie von Kazuo Koike: Nachdem er durch eine Verschwörung seine Frau und seine Stellung am Hof des Shogun verloren hat, reist Itto Rache suchend durch das Japan der Edo-Zeit und vermietet seine blutigen Dienste an das unterdrückte Landvolk. Vor sich her schiebt er eine Holzkarre, in der sich sein Sohn Daigoro und ein großes Arsenal tödlicher Klingen befinden. Ihren Kultstatus verdankt die sechsteilige Reihe neben ihrem außerordentlichen Bodycount vor allem dem unerschöpflichen visuellen und akustischen Einfallsreichtum des Regisseurs Kenji Misumi, der vier der Filme gedreht hat. Jedes Duell ist ein kleines Wunder an überraschenden Perspektiven, kühnen Schnitten und brillanten Soundeffekten, die der Gewalt eine nahezu lyrische Qualität verleihen. Blutfontänen schießen vor goldenen Sonnenuntergängen in den Himmel, Köpfe rollen durch schimmerndes Herbstlaub, gleich darauf folgen atemberaubende Landschaftsaufnahmen, in denen das Cinemascope in seiner ganzen Pracht genutzt wird. Wir zeigen nagelneue 35-mm-Kopien dieser sechs Meisterwerke.

Pink Eiga
Fünf Tage Drehzeit, 25.000 Euro Budget, mindestens vier Sexszenen: Das sind die unumstößlichen Regeln der Pink Eiga, wie man in Japan billige und massenhaft produzierte Sexfilme nennt. Doch bei allen äußeren Beschränkungen haben die Regisseure künstlerisch weitgehend freie Hand, und einige von ihnen nutzen das Rein-Raus-Genre für radikale formale und politische Experimente. Die Zahl der Produktionen ist in den letzten Jahren zurückgegangen, doch viele talentierte Regisseure und Autoren stellen nach wie vor Pink Filme her, sodass bis heute jährlich zirka 100 Titel veröffentlicht werden. Wir stellen drei herausragende neue Produktionen vor und zeigen zwei Dokumentationen, die das Phänomen in einen breiteren Kontext stellen.

Osaka University of Arts
Zur Fortführung der 2004 mit großem Erfolg begonnenen Kooperation mit der Osaka University of Arts wird es auch dieses Jahr eine Reihe interessanter Aufführungen geben. Diese Hochschule ist neben der Nihon daigaku in Tokio Japans größte Talentschmiede für junge Filmregisseure. Wie Professor Yoneo Ota bei seinem Besuch in Hamburg dem Publikum vor zwei Jahren erklärte, haben die Studenten bei der Durchführung ungewöhnlich freie Hand, und so zeichnen sich die Filme eher durch ihre Unterschiede als durch ihre Gemeinsamkeiten aus und sind geprägt von einem starken Willen zu eigenständiger Formsprache. Bei sämtlichen der in dieser Sektion gezeigten Filme handelt es sich um internationale Premieren – hier kann man exklusiv die ersten Filme von Japans kommender Regie-Generation sehen.

Taiko
Wir freuen uns, Ihnen dieses Jahr Tengu Daiko als Bestandteil unseres Programms präsentieren zu können. Seit nun fast fünf Jahren geht die Hamburger Gruppe dem japanischen Trommeln – dem Wadaiko – aktiv nach. Durch regelmäßige Auftritte in ganz Europa sind sie mittlerweile über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden. Die Stücke von Tengu Daiko sind überwiegend traditioneller Herkunft und stammen aus den Regionen Kansai (Osaka) und Tokio. Doch auch Eigenkompositionen gehören zu ihrem umfangreichen Repertoire, von dem sie eine Kostprobe geben werden. Die Zuschauer erwartet ein faszinierender Mix aus Musik, Rhythmus und Live-Action.

Alle Filme des JFFH2006:

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Das 19. JFFH findet statt vom 23.–27.05.2018.

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